Nachbemerktes seines späten Freundes
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Ich bin die Person, die Werner Krause zuallererst den Gedanken nahebrachte und ihn dann nachhaltig drangsalierte, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dazu bereue ich nichts, bin froh, dass sie nunmehr vorliegt.

Aber Schuld hat er selbst. Als er vor drei Jahren eine von mir gestaltete Glückwunsch-CD für ein Goldenes Hochzeitspaar mithörte, – ich gestaltete mit Kommentaren und passenden Liedausschnitten einen Teil ihres gemeinsamen Lebens nach – da setzte er mich unter Druck: „So etwas will ich von dir zu meinem 75. Geburtstag!“ Diese ultimative Bitte verband er sofort mit dem „Du-Angebot“ an mich; ein Bösewicht, der Arges dabei denkt. Und wer kann wohl Werner etwas abschlagen? Also stürzte ich mich in die Arbeit und trug sein Leben zusammen. Alle von mir Angeschriebenen und Angerufenen halfen mir dabei; sein Gretchen und viele seiner ehemaligen Kollegen insbesondere. Seine ehemalige Sekretärin unterzog mich aber erst einmal einer Personenüberprüfung durch Hin- und Rückruf; denn man ist durch Telefon- und Haustürgeschäfte mit den verschiedensten zwielichtigen Gestalten doch schon genug ge- und beschädigt worden. Ich bestand diesen Check.

Ich konnte es einfach nicht fassen, was bei diesem Zusammentragen so alles zutage kam. So fasste ich den unumstößlichen Entschluss, Werner hat zu schreiben!

Unverzeihlich wäre es für jetzige und nachfolgende Generationen, wenn so ein Lebensverlauf, zuerst beeinflusst durch das Großdeutsche Reich faschistischen Charakters, geprägt durch Krieg und die Nachkriegszeit und dann selbst die Deutsche Demokratische Republik in wichtigen volkswirtschaftlichen Bereichen mitgestaltend, nicht festgehalten würde. Und auch viele seiner abenteuerlichen Lebenssituationen und manche Situationskomiken – ohne sie wäre Werners Leben eben nicht sein Leben – blieben nicht in Erinnerung. Einfach unfassbar.

Ich denke und hoffe, der Leser hat es bemerkt, Werner und auch ich haben uns die größte Mühe gegeben, dass es auch lesenswert ist.

Noch ein Gedanke.

Ich erinnere mich, dass, wenn ich einen Lebenslauf anfertigen sollte, dieser handschriftlich gefasst sein musste. Von Werner wurde ganz bestimmt Gleiches gefordert. Somit stellt sich für mich die Frage, hatte das für diejenigen, die ihn dann lesen wollten, überhaupt einen Sinn? Werners Handschrift, wenn man sie als solche bezeichnen will, ist für einen Normalsterblichen wohl kaum lesbar, für einen Schriftsachverständigen ein Forschungsobjekt auf Jahre. Stenokürzel, Hieroglyphen und äußerst verkrakelt eingefügte Einzelbuchstaben lassen jedes Wort zu einem abstrusen Gemenge werden. Mir hat er mal gesagt, dass er manches Mal selbst seine liebe Not hat, es wieder zu entziffern. Gretchen schafft es wohl auch nicht. Seine Trauerreden diktiert er ihr in die Schreibmaschine. Eben zu diesem Problem gab Werner kein Vorkommnis mit seinen Obrigkeiten und sonstigen vorgesetzten Instutitionen preis. Also belasse ich es nur bei diesem ergänzenden Einwurf und sind wir nicht alle froh, dass wir nicht mehr im Zeitalter des nur handgeschriebenen Wortes leben, nie hätten wir etwas Schriftliches über Werner entspannt lesen können. Er versicherte mir aber, früher hatte er noch einen lesbare Handschrift. Glauben wir es ihm.

Abschließend sei noch ein ganz privates Wort hinzu gefügt.

Durch diese, nenne ich es einmal literarisch-prosaische Arbeit, wenn auch vom Professionellen weit entfernt, habe ich mit meiner Ehefrau gemeinsam zwei ganz wunderbare Menschen – Gretchen und Werner – kennengelernt. Bemerkenswert ihr Lebensweg, bewundernswert ihre Lebenshaltung, die sich in Einfachheit, umfassendem Familiensinn, Ehrlichkeit, bedingungsloser Hilfsbereitschaft sowie in der Pflege eines sehr umfangreichen Freundes- und Bekanntenkreises auflöst, und beachtenswert, wie beide miteinander umgehen.

Wünsche ich Werner, dass er mit seinem Gretchen gemeinsam bei immer ausreichender Gesundheit noch einen weiten Weg zurücklegen kann.

Mir bereitete es Spaß, seine Lebensgeschichte in diese Form gebracht zu haben, und hoffentlich ging es dem Leser, als er das Büchlein bis zum letzten Wort gelesen, aus der Hand legte, annähernd genauso.

Abschließend möchte ich mich bei dem Ehepaar und den Personen bedanken, die sich für eine sorgfältige Korrektur des Geschriebenen zur Verfügung stellten. Bei unserer nun auch schon mehrmals veränderten deutschen Rechtschreibung, ein fast abenteuerliches Unterfangen. Irgendwo soll ja stehen: Die deutsche Rechtschreibung kennt nur vier Fälle aber tausend Zweifelsfälle. Ich kann es nur bestätigen. Sollte dennoch hier und da ein Fehler in den Zeilen auszumachen sein, ich bekenne mich schuldig und stehe zu ihm.

Helmut Holfert,
im März 2007


 
   
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