Ein vielleicht notwendiges und persönliches Vorwort
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Lieber Freund, der du jetzt mein kleines Büchlein in der Hand hältst, das ist kein Krimi, kein Abenteuerroman und auch kein Liebesroman. Es ist ganz schlicht und einfach die Schilderung meines Lebens. Halt, ich korrigiere mich ein klein wenig. An einigen Stellen war es doch des Öfteren recht abenteuerlich, auch manchmal ein wenig fast kriminell, kriminell aber nur im umgangssprachlichen Sinne, also noch nicht strafrelevant, und die Liebe zieht sich letztendlich durch viele Stationen meines Lebens. Ich meine die Liebe zu vielen meiner Tätigkeiten, die ich tat oder auch tun musste; und vom heutigen Standpunkt möchte ich keinen dieser Momente missen, bis auf die, die der Krieg prägte. Und wenn ich schon von der Liebe spreche, dann fand ich sie ja auch mit meiner Margarethe, meinem Gretchen. Doch dazu im Verlaufe meiner Erinnerungen dann mehr.

Mein Sohn Ulf drängte mich wiederholt.

„Vati, schreib doch ein Buch über dein Leben. Es ist so interessant und vielseitig, dass man es der Nachwelt erzählen und erhalten muss!“

In das gleiche Horn stieß Helmut aus Berlin und er wolle mir dabei helfen.

Vielgestaltig war es schon, war meine Meinung, aber ob das überhaupt jemanden interessiert? Ihr Jungen habt doch heutzutage ganz andere Interessen und ein Schriftsteller bin ich gleich gar nicht.

„Versuch es doch!“, drängelte immer wieder Ulf.

Und so habe ich mich zu dem Versuch aufgeschwungen, mein Leben in dieser Form niederzuschreiben.

Mit meinen nunmehr schon über 77 Jahren habe ich ja mehrere Gesellschaftsordnungen und damit auch die zugehörigen Staaten erlebt.

Geboren in der Weimarer Republik, dem Staat, der sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und den revolutionären Ereignissen des November 1918 bildete. Ich erlebte das sogenannte Dritte Reich, das faschistische Deutschland und seinen Zusammenbruch infolge des nunmehr schon zweiten Weltkrieges innerhalb nur eines Jahrhunderts, von Deutschen begonnen und auch verloren.

Mit meinen Eltern befand ich mich zuerst in der englischen Besatzungszone und wir übersiedelten dann in die sowjetische Besatzungszone.

Ich erlebte die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, war aktiv beteiligt an ihrer Entwicklung, ihrem Aufstieg und musste ebenso ihre Verabschiedung als Staat miterleben. Offiziell wurde von der Wiederherstellung der deutschen Einheit gesprochen und geschrieben. Erlebt habe ich es als eine Einverleibung der sozialistischen DDR in die kapitalistische Bundesrepublik Deutschland.

Ein Teil der Bevölkerung der DDR war davon begeistert, ein anderer skeptisch und nicht wenige auch dagegen, zu den Letzteren gehörte auch ich, wenngleich ich der Überzeugung war, dass man eine Nation nicht auf ewig teilen kann. Ich wusste aber auch, diese Gesellschaftsordnung bringt uns die Arbeitslosigkeit und soziale Unsicherheit.

Alles schön der Reihe nach möchte ich aus meinen Erinnerungen holen und niederschreiben. Und bewerten? Ja, das werde ich auch. Aber immer im Zusammenhang mit den zeitgleichen geschichtlichen Bedingungen, Notwendigkeiten und meinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen.

 
   
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