Fortsetzung der Vorbemerkungen:
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Ich begann zu diesem Zeitpunkt auch damit, ließ es aber dann wieder schleifen. Es nahte dann mein 70. Geburtstag. Helmut befaßte sich im Vorfeld schon wieder – wie zu den vorherigen >Runden< - damit, etwas aus diesem Anlaß zu schaffen und kramte in meiner umfangreichen Fotosammlung herum. Seine Recherchen erstreckten sich unter anderem auf Dippoldiswalde, unserer Geburtsstadt. Hierbei ging es u.a. darum, eine ursprüngliche Fotografie unseres Geburtshauses zu finden. Dieses stellt in Dipps (so wird diese Stadt in der Umgangssprache genannt und ich werde mich im weiteren auf dieses Kürzel beschränken) eine gewisse Besonderheit dar. Im abgeschrägten Eckbereich des Gebäudes hin zur Dresdener Straße hatte der Architekt ein Spitztürmchen aufsetzen lassen, so daß das Haus an der Ecke der Bergstraße (Nr. 2) und Hospitalstraße einer Kirche ähnlich sah. Deshalb war unser, aller Holfert's 4 Jungs, Geburtshaus für die Dippser Einwohner und für die Leute in der Umgebung die >Elendsche Kirche<. Das deshalb, weil die Bergstraße nach dem Ort Elend führt. Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen ist dieser Turmaufbau in den 50er Jahren abgetragen worden. Alle Bemühungen, von diesem >ursprünglichen< Zustand ein Foto zu bekommen, schlugen fehl. Es ist zu vermuten, daß tatsächlich in keinster Form ein solches existiert. Das machte mich nachdenklich, wie auch zu bedauern ist, daß von unserer Familie außer Fotos, auf die man sich bei einer chronistischen Aufarbeitung stützen kann, kaum schriftliche Aufzeichnungen vorhanden sind. So ist in unserer schnellebigen Zeit anzunehmen, daß vieles, was für uns in unserer Kindheit wertvoll an Erinnerungen war, bald verloren geht. So ist z.B. der Blick von unserem Haus auf das Umfeld ganz anders geworden.

Wo heute eine große Ampelkreuzung den Verkehr aus der Stadt in Richtung Dresden, nach Glashütte und nach Altenberg regelt, da standen die Häuser der Schlosserei Hamann (später Zeiske ) und des Bauern Geschu. Heute erinnert mich an dieses Areal zwischen Bergstraße und Reinholdshainer Weg als Zeitzeuge nur noch die vorm Haus des Kohlen-Claus (später Kästner ) auf einem Rasendreieck stehende Steinsäule (<------- siehe nebenstehendes Foto - heho -), die den Weg nach Reinholdshain, nach Elend und Oberfrauendorf weist, an dieses in lieber Erinnerung gebliebene Stück "Spielplatz". Auf dieser Säule habe ich ab und zu gesessen. Am Reinholdshainer Weg habe ich nach Gewittergüssen mit Herbert Geschu das Wasser angestaut und Papierschiffe fahren lassen.

Aus dem Scheunenkomplex an der Bergstraße, der sich an die Elendsche Kirche anschloß – in dem zu meiner Kindheitszeit nach der Getreideernte die Körner mit Dreschflegeln ausgedroschen wurden – ist das Depot der Feuerwehr entstanden. In den letzten Kriegstagen bewachten dort Volkssturmmänner uns verborgen gebliebene Einlagerungen.

Das Areal des "Planes" hat sich grundlegend verändert. Was dort unser Spiel- und "Päppel"platz war ist jetzt von der Umgehungsstraße B170 durchschnitten. Die Dünge- und Futtermittelniederlage mit Wagenremise der Firma Louis Schmidt, die mir später so vertraut wurde, ist dieser Umgehung gewichen. Wunderbare Linden sind nicht mehr da.

Aus all diesen Überlegungen heraus faßte ich dann in der >heißen Phase meiner Jubiläumsgeburtstagsvorbereitung< , weil es ja auch das letzte Jubiläum dieser Art sein könnte, den Entschluß, die Idee von damals aufzugreifen.

Ich schrieb im Schnellverfahren für die Geburtstagsrunde einen Aufsatz, dem ich den Namen "Aus meinem Leben" gab. Und der war „angekommen“. Das ermutigte mich, mich nochmals an die Schreibmaschine zu setzen, dieses Teilwerk zu überarbeiten und den Versuch zu unternehmen, meine Lebensgeschichte ausführlicher aufzuschreiben. Da ich mich auch hierbei in Ermangelung frühzeitiger Aufzeichnungen weitgehend auf meine Erinnerungen stützen muß, kann ich auch mit dieser Fassung nicht für >Vollkommenheit< bürgen. Helmut half mir so gut er konnte, meine Erinnerungslücken zu schließen. Es soll aber für meine Kinder und Kindeskinder eine Anregung sein, sich hin und wieder meiner und unserer Familie zu erinnern und, wenn sie dazu Lust haben, sich früher als ich ihrer Lebensgeschichte zu stellen. Es lohnt sich.
 

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Foto:
Inge-Lore & Bruno Bartsch
Bearbeitung am PC: heho
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Eingemeiselte
Zeit-Entfernungen
für Fußgänger (eine von vier Seiten):

Elend 1/2 St.
Oberfrauendorf 1 St.
Altenberg 1 1/2 St.
 
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