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Die einzigste Antwort des 'blaublütigen' Kommandeurs'.

 
 

1.Sicherungsflottille
A-Gruppe Kiel-Fr'ort (24)                                     Kiel-Friedrichsort, den 23. Januar 1945
B.Nr. A/Wm/Hu/1945

 
 
Frau
 
 
Adele Holfert,
 
 

                                                                                    (10) D i p p o l d i s w a l d e
                                                                                                 Bergstr. 2

 
 


Der Empfang Ihres Briefes vom 16. d.Mts wird bestätigt. Leider kann ich Ihre Bitte nicht entsprechen, da seit längerer Zeit eine Urlaubssperre besteht. Wie Ihr Sohn Ihnen ganz richtig schreibt, bestand im Spätherbst 1944 eine Möglichkeit zur Beurlaubung. Jedoch hat Ihr Sohn sich dieses selbst verscherzt, indem er im Herbst von seinem Vorkommando innerhalb kurzer Zeit zweimal mit Arrest bestraft werden mußte. Selbstverständlich muß ich bei Entscheidungen über Urlaub zuerst die Unbestraften berücksichtigen. Da Ihr Sohn sich aber seitdem bei mir gut geführt hat und seine Vergehen nicht ehrenrührig waren, hoffe ich, daß ich bei evtl. späterer Aufhebung der Urlaubssperre Ihren Wunsch erfüllen kann zumal Ihr Sohn ein ehrlicher Soldat ist. Er könnte bei mehr Energie bessere Leistungen erzielen, da er des öfteren gleichgültig wird. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie als Mutter durch Ihren Einfluß auch erzieherisch auf Ihren Sohn mit einwirken.

Heil Hitler!
Unterschrift (schwer leserlich, könnte als Humradt gelesen werden)
Kptlt. u. Gruppenführer.

 
                                   
                                       ________________________________
Bemerkung:
Trotzdem "...seine Vergehen nicht ehrenrührig waren" und er "ein ehrlicher Soldat ist"
bekam er keinen Tag Heimaturlaub. Die angeführte Gleichgültigkeit war meinem Bruder wohl nicht zu verdenken. Im aussichtlosen Feuergefecht gegen engliche Panzertruppen starb er und weitere 20 junge Menschen in Elm bei Bremervörde am 2. Mai 1945, zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag. Der Vorgesetzte ließ sie in Gräben Stellung beziehen, setzte sich selbst rechtzeitig ab und hinterließ die Adressen im Ort, "im Falle ihnen passiere etwas!" Die Gräber dieser zum "Heldentod" Gekommenen befinden sich in der Kriegsgräberstätte Gyhum.
 
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