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  Folgendes sei diesem Briefwechsel aus aktuellem Anlass voran gestellt:  
 

Werner wurde Oktober 1943 zur Kriegsmarine eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt war er 17 Jahre und 5 Monate alt. Soviel wie ich noch weiß sollte sein Jahrgang zur Waffen-SS eingezogen werden. Das wollte er nicht, er wollte unbedingt zu den Matrosen. Aus diesem Grunde mußte Vater angeschrieben werden, damit er die Einwilligung zur Freiwilligenmeldung zur Marine gibt, da Werner noch nicht 18 Jahre alt war. Das mußte dann wohl auch so gelaufen sein. Diesen Sachverhalt kenne ich aus Gesprächen mit unserer Mutter.

 
  Und nun kämpfte unsere Mutter darum, dass Werner wenigstens einmal Heimaturlaub bekam.  
     
  Nachfolgender Brief muss ein Entwurf gewesen, denn Abschriften gab es im Nachlass nicht, und der unten durchgestrichene Satz belegt dies offenbar.  
 

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Herrn Kapitänleutnant                                                          Dippoldiswalde 14.1.45
der 1.Sicherungsflottille
Kiel-Friedrichsort

 
 
dies Schreiben betrifft, Sig.Gefr.
Werner Holfert
V.S. 55.
 
  Sehr geehrter Herr Kapitänleutnant!  
 

Eine Mutter die Sehnsucht nach ihren Jungen hat erlaubt sich einmal einige Zeilen an Sie zu richten.

Mein Sohn schrieb mir vor Weihnachten in größter Freude mit, daß wir ihn im Januar nun erwarten könnten. Im letzten Brief vom 6.1. schrieb er mir mit, daß er leider keinen Urlaub erhielt und hoffte doch einmal zu kommen wenn der Sommer ins Land gezogen wäre.

Mit den Trost kann ich mich als Mutter nun nicht zufrieden geben, da doch mein Junge schon 15 Monate Soldat ist, und noch keine Stunde Urlaub nach Hause erhalten hat. Weihnachten 1943 war sein Vater aus Rußland auf Urlaub da. Wir schickten unseren Werner ein Telegramm, er bekam leider keinen Urlaub. Im Februar 1944 bekamen wir die schmerzliche Nachricht das unser größter Sohn in Rußland vermißt ist. Ich schickte da auch meinen Jungen ein Telegramm, er schrieb mir auch da wieder, ja liebe Mutter, wenn mein Bruder gefallen wäre, dann könnte ich auf Urlaub zu Hause kommen.

Im März 44 starb meines Mannes Mutter. Mein Mann hatte das Glück wieder auf Urlaub zukommen, er hoffte auch da seinen Sohn einmal Wiederzusehen, wir schickten ihm wieder ein Telegramm, leider hieß es da auch wieder, es wäre ja nur die Großmutter gestorben.

Mein Sohn hatte auch kein Glück bei seinem halbjährigen Arbeitsdienst einmal Urlaub zu erhalten.

So ist nun in der Wiedersehenshoffnung das Jahr 1944 vergangen. Und man hat gehofft sein Jungen nun gleich im neuen Jahr einmal wiederzusehen. Aber wie ich aus seinen Briefe lese muß er trotzt größten Heimweh und Sehnsucht nach Hause, wieder auf später hoffen.

Sehr geehrter Herr Kapitänleutnant, eine Mutter leidet auch sehr darunter, denn ich hoffe daß ich verständnis unbekannter Weise bei Ihnen finde, es sind doch nur noch Kinder, die Eltern in den härtesten Kampf des Lebens schon schicken müssen. Ich weiß das unser Junge mit Leib und Seele Soldat ist und vorallem als Matro­se, aber die Sehnsucht auch einmal wieder Heim zu können ist bei so einem Jungen auch groß. Seinen Vater hat er nun bereits schon 2 ½ Jahr nicht wieder gesehen. Auch er steht jetzt im Kampf im Kurland. Ich will nun die Bitte aussprechen, daß mein Sohn nun durch meinen Brief an Sie, etwa nun nicht in seinen Dienst eine schlechtere Behandlung hat.

Ich wundere mich nur, daß seine Freunde die mit ihnen zur gleichen Zeit eingezogen wurden, schon auf Urlaub zu Hause waren und mein Sohn von einem Monat zum anderen vertröstet wird. Mein Sohn weiß nichts von den Schreiben an Sie, denn er würde es bestimmt nicht leiden.

Ich hoffe doch keine Fehlbitte getan zu haben, und hoffe doch von Ihnen Herr Kapitänleutnant eine Aufklärung zu erhalten, warum mein Sohn keinen Urlaub nach 15 Monaten erhält. Sonst fühle ich mich genötigt einmal bei einer höheren Instands anzufragen.**

Mit deutschen Gruß**
Unterschrift

 
 

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* Dieser Satz wurde durch Mutter durchgestrichen und wahrscheinlich nicht in den abgesendeten Brief geschrieben. Sie hatte wahrscheinlich Angst, daß ihrem Sohn dadurch nur Nachteile entstehen könnten.
* * Das zeichnete unsere Mutter stets aus, denn ein „Heil Hitler“ kam nie über ihre Lippen und damit auch nicht anschließend unter einen Brief.

 
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